Pickliste, mit Hinweisen zu Terminologiearbeit

Woher kommt die “Auswahlliste” unter “Lager”?

Ich kenne dafür aus dem Büroalltag unserer Logistikabteilung (in DE) ausschließlich “Pickliste”.

Wenn man die notwendige Terminologierecherche durchführt, findet man schnell noch weitere Begriffe und dabei auch etwas Kontext (s. z.B. https://www.pallit.com/blogs/wiki/pickliste, s. auch auf Wikipedia):

Pickliste - Scheint der gängigste Begriff zu sein. Vermutlich ein Anglizismus, aber erinnert umgangssprachlich auch an das pickende Huhn, das sich seine Nahrung zusammensammelt (ohne Liste, aber vielleicht nach Geschmack/Bedarf?).
Kommissionierliste - Trifft den Sachverhalt und dürfte für Lageristen und Logistiker ebenfalls sofort verständlich sein, vermutlich aber eher Fachsprache als Alltag im Lager/Büro. 6:3 gegen Pickliste (Silben – keiner spricht gerne lange Knoten aus der Zunge heraus).
Pickzettel - Bei Nutzung elektronischer Hilfsmittel gibt es keinen Zettel.
Packzettel - Bei Nutzung elektronischer Hilfsmittel gibt es keinen Zettel. Trifft den Sachverhalt, aber könnte mit einem Packzettel (oder Kontrollzettel) verwechselt werden, der einer Sendung beiliegt. Dieser würde aber nicht die Lagerplatz-Infos enthalten, die die Picker (also das Kommissionierpersonal) im Lager benötigen.
Rüstzettel - Scheint in der Schweiz üblich zu sein. Das Umfeld kenne ich nur wenig. Eine eigene Übersetzung mit den jeweiligen Helvetismen ist vermutlich angeraten.
Auswahlliste - Scheint eher aus dem Software-Bereich zu kommen, nicht dem Logistik-Bereich. Der Picker selbst wählt aber (meistens) nicht aus. Das macht der Kunde bei der Aufgabe der Bestellung, ggf. jemand im Büro, der die Warenströme im Lager vorgibt. Daher eher missverständlich (zumindest aus meiner Sicht).

Weitere Hinweise:

Terminologiearbeit ist mühsam, aber unerlässlich.

Insbesondere Terminologierevisionen.
Vor allem, wenn nicht klar ist, auf welchem Experten- (oder eben Laien-)niveau die vorhandenen Begriffe ausgewählt wurden.

Zu mehreren kann man sich auch leicht festdiskutieren.
Da kommt man manchmal nur raus, wenn man sich gut kennt und darauf vertrauen kann, dass die Teilnehmer nicht einfach bloß “Recht” behalten wollen, sondern sich auch mal was sagen lassen (natürlich Argumente).
Auf Übersetzerforen habe ich oft tagelange Diskussionen um einzelne Wörter gesehen, und das rein sachlich (ohne Rechthaber, zumindest nicht im negativen Sinne). Das ist manchmal der Preis für Exzellenz.
Manchmal sind auch mehrere Begriffe üblich. Das muss man aber erstmal feststellen können, und kann dann eben doch auch noch von Geografie, Alter oder Entwicklungen verschiedener Art abhängen.
Deshalb muss man manchmal Begriffe neu erschaffen. Diese können sich dann später als suboptimal erweisen, oder gute Treffer sein.
Sprache lebt eben auch, weil wir Menschen sind, kommunizieren müssen und uns miteinander entwickeln.

Terminologiearbeit bezahlt meistens niemand, da viele Leute davon ausgehen, dass Sprache natürlicherweise bekannt ist. Das ist aber sehr oft nicht der Fall, nicht einmal im Alltag.